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DevBlog: Anno planen – die Production-Abteilung

Hey Anno Community
nachdem wir euch das Setting und die Welt von Anno 117: Pax Romana sowie einige seiner Features vorgestellt haben, tauchen wir heute in das Thema WIE wir Spiele machen ein – und werfen einen Blick auf die Arbeit der Production-Abteilung.
Das ist das Team, das den gesamten Entwicklungsprozess von Anfang an plant und organisiert und dafür sorgt, dass wir im Laufe der vielen Jahre, die ein Anno bis zur Veröffentlichung braucht, auf Kurs bleiben.
Für all das sprechen wir mit unserem Production Director Nadin und unserem Senior Producer Christoph. Beide sind Anno-Veteranen und sorgen schon seit vielen Jahren für einen reibungslosen Entwicklungsprozess von Anno-Spielen.
Fangen wir zunächst mit ihren Aufgaben an, denn obwohl beide zur „Procution-Abteilung“ gehören, haben wir eine Aufteilung der Zuständigkeiten: Produktion und Projektmanagement. Wie alle Rollen in unserem Team ist auch die Production-Abteilung tief in das restliche Entwicklungsteam hier in Mainz eingebettet.
Anmerkung: Wir werden in diesem Artikel immer wieder einige rein englische Begriffe verwenden. Das ist schlicht der Entwicklungsrealität geschuldet, die komplett auf Englisch stattfindet.
Die Produktionsabteilung
Projektmanagement
Wir beginnen mit Nadin und dem Projektmanagement.
Beim Projektmanagement geht es um die Verwaltung harter Fakten: Aufgabenplanung, Meilensteinplanung (dazu später mehr), Budget- und Ressourcenplanung. Es bedeutet auch, den Umfang des Projekts zu definieren und dann immer im Auge zu behalten – und ihn bei Bedarf anzupassen.
Nadin und ihr Team planen das gesamte Projekt mit seinen einzelnen Phasen (Pre-Production, Production, Post-Launch), indem sie die kreative Vision (siehe diesen DevBlog zu den Aufgaben von Creative Director Manuel und Game Director Jan) in Aufgaben umsetzen. Dies geschieht immer Hand in Hand mit den verschiedenen Abteilungen, da diese z.B. Einschätzungen der benötigten Zeit für ihre Aufgaben abgeben müssen, die dann in den Produktionsplan einfließen.
So früh wie möglich wird ein erster Plan erstellt, um zu sehen, wie viel Zeit die Umsetzung dieser ursprünglichen Vision in Anspruch nehmen würde – gefolgt von Diskussionen darüber, wie man es innerhalb der gegebenen Einschränkungen schaffen kann. Da die Gesundheit des Teams sehr wichtig ist, ist es von zentraler Bedeutung, sicherzustellen, dass der Plan mit den vorhandenen Kapazitäten funktioniert.
Sollten wir bereits in diesem frühen Stadium Probleme feststellen, versucht das Team, diese zu lösen, indem es:
- Weitere Teammitglieder zur Entwicklung hinzufügt (d.h. Einstellung zusätzlicher Leute oder Auslagerung bestimmter Aufgaben)
- Den Umfangs verringert (d.h. Entfernen bestimmter Funktionen oder Designs) oder Features nach hinten verschiebet (z.B. Verschieben eines Features in den Postlaunch, wie bspw. den Koop-Modus für Anno 1800).
Die Verwaltung dieser externen Partner fällt ebenfalls in den Zuständigkeitsbereich des Projektmanagement–Teams: Vertragsverhandlungen, Einführung ins Projekt und Überwachung ihrer Fortschritte.
Während der Produktion überprüft das Team außerdem regelmäßig den Entwicklungsfortschritt mit den Plänen, um sicherzustellen, dass das Projekt reibungslos läuft und Crunch vermieden wird – und um gleichzeitig den geplanten Veröffentlichungstermin einzuhalten.
Produktion
Werfen wir nun einen Blick auf Christophs Team und die “Produktion“.
Christoph selbst beschreibt die Rolle seines Teams als eines, das sowohl interne (Entwicklungsteam) als auch externe (Stakeholder) Aufgaben hat. Dazu gehören die Erstellung und Verwaltung von Workflows für das Entwicklungsteam, die Überprüfung von Meilenstein-Ergebnissen und Zielen sowie die Organisation von Meetings und Synchronisationen zur Erleichterung der Kommunikation innerhalb der Abteilungen (d.h. alles, was den Projektstatus betrifft).
Dazu gehört auch das „Risikomanagement“, d.h. die Antizipation von Risiken für die Entwicklung. Dabei kann es sich um alle möglichen Themen handeln, die aus dem gesamten Team kommen: Sorgen um den Zeitplan, Probleme mit einem bestimmten Tool, die mehr Zeit kosten könnten, Designs, die schwierig umzusetzen sind, oder Themen, die in der Kommunikation mit unseren Fans schwierig sein könnten. Probleme zu antizipieren (und anschließend zu beheben) hat während der gesamten Entwicklung eine hohe Priorität.
Darüber hinaus kommuniziert das Produktions-Team „extern“ auch mit anderen Stakeholdern innerhalb des Unternehmens. Das sind zum Beispiel unsere Produktionskontakte in der Zentrale, das “Editorial”-Team oder die Altersfreigabe-Manager.
Hier gibt es natürlich große Überschneidungen mit Nadins Aufgaben, da beide Hand in Hand arbeiten, wenn es z.B. darum geht, Stakeholder auf dem Laufenden zu halten oder Arbeitsabläufe zu definieren. Das heißt: Bei vielen Aufgaben ist die Abgrenzung zwischen Nadin und Christoph und ihren Teams nicht so klar und erfordert eine enge Zusammenarbeit und ständige Kommunikation auf täglicher Basis.
Nun, da ihre Rollen und ihr Aufgabenbereich feststehen, wollen wir uns der Produktionsplanung etwas genauer widmen: Welche Phasen durchläuft ein Spiel von der ersten Idee bis zur Veröffentlichung?
Ähnlich wie im Blog über die Erstellung der kreativen Vision ist es wichtig zu erwähnen, dass es zwar viele Ähnlichkeiten gibt, wie verschiedene Entwickler-Studios an die Entwicklung ihrer Spiele herangehen, aber jedes versucht, die Dinge auf eine Weise zu tun, die für sein Team und sein Projekt am besten funktioniert. Dementsprechend wird die Länge der folgenden Phasen von jedem Team individuell festgelegt. Aus Erfahrung weiß unser Produktionsteam in etwa, wie lange die Produktion eines Anno-Spiels dauern wird – und unter Berücksichtigung des angestrebten Veröffentlichungstermins und der definierten Länge eines Meilensteins (siehe weiter unten) kann das Produktionsteam die Länge der Phasen und die Anzahl der Meilensteine berechnen.
Planung einer Anno-Produktion
Konzeptphase & Vorproduktion – First Playable
Alles beginnt mit einer Vision – und dann mit der Konzeptphase. Hier ist nur ein kleines Team damit beschäftigt, ein Gefühl für das Spiel zu bekommen, das allgemeine Spieldesign, die Kernfeatures und Innovationen zu skizzieren. Das kleine Team arbeitet natürlich nicht in einem Vakuum: Bereits in dieser Phase ist das Produktionsteam involviert, um den möglichen Umfang abzuschätzen und einen ersten Plan und Zeitkalkulationen zu erstellen. Dazu gehören Projektziele, Projektumfang und -kosten sowie der gesamte Zeitplan. Diese Punkte werden durch Gespräche und die Anforderungen anderer Stakeholder im Unternehmen weiter beeinflusst. Die Projektplanung für ein Spiel wie Anno 117: Pax Romana ist ziemlich umfangreich und es ist die Aufgabe des Produktionsteams, alle Beteiligten zusammenzubringen.
Es ist auch wichtig zu wissen, dass das Entwicklerteam in diesen Phasen nicht nur an einem Konzept für jedes Feature und jede Mechanik arbeitet, sondern auch an den detaillierten Designdokumenten (DDDs) dafür. Auf diese werden wir in einem späteren Blog eingehen, aber kurz gesagt: Diese Dokumente definieren den Umfang sowie die „must have” (muss)- und „nice to have“ (kann) -Elemente jedes Features, bevor daran gearbeitet wird und sie in das Spiel implementiert werden.
Mit der Zeit kommen immer mehr Leute zu dem neuen Projekt hinzu und eine erste Version nimmt langsam Gestalt an, ein Proof-of-Concept im Grunde: der „erste spielbare Prototyp“ (first playable prototype = FPP). Diese Version ist für uns und unsere Stakeholder eine wichtiger Punkt zum Überprüfen, ob das Konzept funktioniert oder ob wir irgendwo falsch abgebogen sind und zurück ans Zeichenbrett müssen.
Die Vorproduktion (Pre-Production) ist die Zeit, in der wir die Grundlage für die Hauptproduktion (Main Production) schaffen. Es ist eine Zeit, in der wir das Risiko für das Projekt verringern, eine Zeit, in der wir auch neue oder schwierige Features testen können (dieses Thema werden wir auch in unserem zukünftigen DevBlog über Game Design behandeln), aber auch eine Zeit, in der wir alle internen Tools bereit machen, damit das Team effizient mit der Erstellung von Inhalten beginnen kann.
Pre–Alpha & Alpha – Vollständige Features und voll spielbar
Dies wird auch als Hauptproduktionsphase bezeichnet. Diese Phase hat das Ziel, die Implementierung aller Features abzuschließen, einschließlich eines vertikalen Ausschnitts ihrer Inhalte.
Beispiel: Wenn das Spiel Quests hat, sollte das Feature-System “Quests” implementiert werden und mit 2-5 Quests daherkommen, damit man das Feature bewerten kann – aber das Narrative Team muss nicht ALLE Quests fertigstellen.
Dementsprechend geht es in dieser Phase in der Regel NICHT um Qualität, so dass viele Dinge (visuell und in Bezug auf Spielererlebnis/Gameplay) in einem unfertigen Zustand sein werden. Man könnte auch sagen: In dieser Phase geht es um Quantität NICHT um Qualität.
Beta – Feature & Inhalt komplett und gepolisht
Im Gegensatz zur Hauptproduktion wird das Team in der Beta-Phase die Priorität wechseln und versuchen, alle implementierten Features und Inhalte mit Qualität zu versehen. Darüber hinaus werden „fehlende“ Inhalte (siehe Alpha-Phase oben) hinzugefügt, z.B. verbleibende Quests, verbleibende NPCs und so weiter.
Master – „Verfeinert“
Die letzte Phase der Produktion vor der Veröffentlichung: Hier geht es vor allem um Fehlerbehebung, Performance- und Speicheroptimierung, aber auch um Anpassungen am Balancing und ähnliches Feedback, das wir noch von unseren Spielern bekommen könnten.
In dieser Phase wird unser Spiel auch bei Partnern (z.B. Sony und Microsoft) eingereicht, damit diese die Version prüfen und freigeben können.
Wenn wir diesen Punkt erreicht haben, sind wir auf der Ziellinie und die Veröffentlichung von Anno 117: Pax Romana ist zum Greifen nah (Hallo, 13. November!).
Der Bau großer römischer Städte in Latium ist nur noch wenige Monate entfernt.
Meilensteine
Wie bereits erwähnt, erstellt das Produktionsteam einen Plan (“roadmap”), um bestimmte Produktions-Level zu bestimmten Zeitpunkten zu erreichen. Hierfür verwenden wir Meilensteine.
Um aus unserer internen Dokumentation zu zitieren: „Ein Meilenstein unterteilt die Produktion in kleinere, überschaubare Abschnitte.“ Dies hilft uns, den gesamten Entwicklungsprozess zu strukturieren, was bedeutet, dass wir den Fortschritt des Projekts regelmäßig überprüfen können. Dementsprechend haben alle Meilensteine die gleiche Länge, da sie alle den gleichen Arbeitsabläufen folgen.
Das Team selbst einigt sich auf bestimmte Ziele, die bis zum Ende eines Meilensteins erreicht werden müssen, und verpflichtet sich zu diesen. Das bedeutet in der Regel, dass ein bestimmtes Feature oder ein bestimmter Aspekt des Spiels auf eine bestimmte Qualitätsstufe gebracht wird. Sowohl diese Qualitätsstufen als auch die Meilensteinziele werden vom Team selbst in Übereinstimmung mit dem ursprünglich festgelegten Gesamtproduktionsplan und einigen allgemeinen Ubisoft-Richtlinien festgelegt.
Während beispielsweise Qualitätsstufe 0 („L0“) bedeutet, dass ein detailliertes Design des Features vorliegen muss, das überprüft und genehmigt wurde, bedeutet L1, dass das Feature (wenn auch in einem sehr frühen Stadium mit Platzhaltern und Work-in-Progress-Elementen) zum ersten Mal spielbar ist.
Und was passiert, wenn wir einen Meilenstein erreichen? Nun, wir feiern natürlich! Wir veranstalten regelmäßig „Show & Tell“-Meetings, bei denen die einzelnen Abteilungen dem Rest des Teams ihre Errungenschaften der letzten Meilensteine präsentieren – und danach gibt es etwas zu essen und zu trinken.
Außerdem nehmen wir die Meilensteine regelmäßig zum Anlass, Playtests durchzuführen. Sowohl externe als auch interne, bei denen wir uns alle ein wenig Zeit nehmen können, um uns ganz auf das Spiel zu konzentrieren. Und wie unsere externen Spieltester füllen wir auch lange Umfragen aus, um unser eigenes Spiel zu beurteilen und Feedback zu geben.
Doch wie ihr euch denken könnt, klappt nicht jeder Meilenstein wie am Schnürchen. Geschätzte Aufgaben dauern länger, Leute werden krank und können ihre Arbeit nicht beenden, oder wir stellen fest, dass eine bestimmte Umsetzung auf dem Papier gut klingt, aber beim Spielen nicht so viel Spaß macht.
All diese Erkenntnisse müssen ausgewertet werden, und der Plan für die kommenden Meilensteine muss angepasst werden.
Das bedeutet, dass es bei der Arbeit im Bereich Production und Projektmanagement nicht darum geht, den EINEN Plan zu erstellen: Es geht darum, einen Plan zu erstellen und ihn immer wieder an die Produktionsrealität anzupassen – und dabei die Ziele des Projekts im Auge zu behalten.
Wir essen nicht jedes Mal SO VIEL Kuchen, das ist für die großen Meilensteine reserviert.
Feature-Teams
Um die genannten Meilensteinziele zu erreichen, stellen wir „Feature Teams“ zusammen.
Das sind kleinere Teams, die sich auf ein bestimmtes Feature oder eine Feature-Gruppe konzentrieren und sich aus Leuten aus verschiedenen Abteilungen zusammensetzen, die alle an diesem speziellen Feature arbeiten (zum Beispiel: Straßen oder Diplomatie). Die Leute sind normalerweise in mehreren Feature-Teams (es gibt gaaaanz viele verschiedene Features) und entscheiden gemeinsam über die Ziele und sind dafür verantwortlich, dass das Feature diese Meilensteinziele erreicht.
Sie werden vom Production-Team unterstützt, um die richtigen Arbeitsabläufe und den richtigen Umfang zu gewährleisten: Wie eingangs erwähnt, muss die Entwicklung gründlich geplant werden, um die verfügbare Zeit und das verfügbaren Entwickler zu berücksichtigen; um sicherzustellen, dass wir ein qualitativ hochwertiges Spiel pünktlich und ohne Crunch abliefern.
Außerdem leiten die Teamleiter (“Team Leads”) und die “Core Group” (bestehend aus den Direktoren und Senior Leads) den Prozess und genehmigen und überprüfen den Fortschritt und die Meilensteinziele.
Abschließende Worte & Lehren
Wir kommen zum Ende des heutigen DevBlogs, Zeit für ein paar letzte Fragen an Nadin und Christoph:
Plant ihr wirklich die gesamte Entwicklung von Anfang an? Wie flexibel ist diese Planung, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert?
Ja, man braucht einen ersten vollständigen Plan direkt am Anfang. Das ist wichtig, um die Kontrolle über die Projektparameter (Zeit, Budget, Qualität) zu behalten. Sobald einer der Parameter in Gefahr ist, müssen wir Gegenmaßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass das Projekt auf Kurs bleibt. Wie bereits erwähnt, ist die Anpassung des Plans an die Produktionsrealität ein wichtiger Teil unserer Arbeit.
Sowohl ihr als auch das Team haben im Laufe der Jahre an mehreren Anno-Spielen gearbeitet. Haben sich daraus einige „goldene Regeln“ für die Produktionsplanung ergeben?
Wenn der Plan am Anfang nicht passt, wird er am Ende NICHT passen => man muss ihn dann sofort anpassen, um die Risiken zu minimieren.
Realistisch sein bei der Schätzung von Aufgaben => zu optimistisch geschätzte Aufgaben führen später dazu, dass der Plan verzerrt wird.
Offen und ehrlich sein: im Guten wie im Schlechten => nur mit Transparenz können wir Vertrauen innerhalb des Teams und gegenüber unseren Fans aufbauen.
Gab es Situationen, in denen ihr gesgat habt: „Nächstes Mal machen wir es anders“, und gab es im Laufe der Jahre allgemeine Veränderungen in der Art und Weise, wie wir Spiele produzieren?
Bei der Produktion geht es darum, mit Veränderungen umzugehen. Der beste Arbeitsablauf ist wertlos, wenn er nicht zu den Bedürfnissen des Teams passt. Also ja: Es ist eine ständige Weiterentwicklung, bei der man überprüft, was gut gelaufen ist und was nicht.
Dies gilt insbesondere für die Planung: Wie man einen Plan (Backlog) aufstellt, wie man ihn überwacht und wie man ihn anpasst, um flexibler zu werden, sind wichtige Bestandteile unserer Arbeit.
Wir hoffen, dass ihr diesen etwas anderen, aber umfassenden Einblick in unsere Entwicklungsprozesse und insbesondere in die Arbeit der Production-Abteilung interessant fandet!
Habt ihr weitere Fragen, die wir in diesem Blog nicht beantwortet haben? Möchtet ihr mehr über die Arbeit bestimmter anderer Abteilungen erfahren? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
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